groessterLeuchtturm
Größter Leuchtturm in Victoria - immerhin 32m hoch

Jetzt plätschern die Tage so vor sich hin. Auf der Strecke gibt es keine richtigen Knaller-Highlights, was nicht heißt, dass es nichts zu sehen gibt oder (noch schlimmer) wir uns langweilen. Was es schon heißt: nach ein paar Tagen muss man ganz schön sortieren, um die ganzen kleinen aber feinen Eindrücke in die richtige Reihenfolge zu bekommen. Aaalso:

Nachdem Roman noch ein paar Freundschaften in Yambuk geschlossen hat, wissen wir, dass wir dieses Jahr wohl ein schweinemäßiges Pech mit dem Wetter hier unten haben. Wir hatten schon mitbekommen, dass der Winter (also unser Sommer, ist hier ja alles umgedreht) auch hier unten im Süden extrem regenreich war und es lange kalt geblieben ist. Mittlerweile haben wir das noch etwas konkreter: dies ist der nasseste und kälteste Frühling hier seit etwa 20 Jahren, normalerweise hat es jetzt sommerliche 30° und die Sonne scheint immer, zur Erinnerung: wir haben ca 10-15° und zwischendrin immer wieder eiskalte Schauer. Interessanterweise tut das der Erfahrung keinen wirklichen Abbruch: die Landschaft hier ist wunderschön, es ist grün und alles blüht (im Gegensatz zur Wüste allerdings der Normalfall), und die gelegentlichen Schauer geben dem ganzen einfach eine sehr dramatische Note wenn sich ganz plötzlich der Himmel verdunkelt.

blueLake
Der Blue Lake in Mount Gambier - wechselt zwei Mal im Jahr die Farbe

Wir fahren durch kleine Dörfer an der Küste entlang weiter und erreichen Portland. Optisch kommt man sich vor wie in einer Mischung aus England (jedenfalls stell ichs mir da so vor) und Südafrika - kleine Bungalows mit hübschen Vorgärtchen an einer Hauptstraße, dazwischen ein paar Lädelchen, dahinter vielleicht noch ein paar Parallelstraßen, Ort zu Ende, wieder Landschaft. Und ein paar Kilometer weiter das Gleiche von vorn. Portland ist das nächste größere Örtchen auf unserer Route, hier gibt es Cape Nelson mit dem höchsten Leuchtturm und Cape Bridgewater mit dem höchsten Kliff Victorias (der Bundesstaat,in dem wir uns derzeit befinden). Jedem sein Superlativ :-). Es zieht wie Hechtsuppe, trotzdem begeben wir uns am Cape Bridgewater auf einen 2stündigen Spatziergang die Küste entlang, da es dort (noch ein Superlativ) die größte Seehundkolonie Australiens (oder auch Victorias? Keine Ahnung, 650 Tiere) gibt. Die sind allerdings gerade auf der Suche nach besserem Wetter oder Bierholen, wir sehen jedenfalls erst nach SEHR genauem Hinkucken 6 Tiere. Ein paar Kilometer weiter gibt es noch Blowholes und den Petrified Forrest zu sehen, Felsformationen direkt am aufgewühlten Meer. Der Tag neigt sich dem Ende, und so kehren wir auf einem Camp Ground in Portland ein, der von Eukalyptusbäumen umgeben ist. In den Bäumen: massenhaft Koalas, die sich nachts auch lauthals um die besten Plätze streiten, von wegen kuschelig...

wynnsWeingut
Das älteste Weingut im Coonavara - das Wynns

Am nächsten Tag geht es über  die Grenze von Victoria nach South Australia und damit wieder mal in eine neue Zeitzone. Merken wir allerdings erst, als uns die Navitante angibt, wir würden für die nächsten 45KM keine 10 Minuten brauchen. Unser Camper isn Renner, aber so fix ist er nicht. Das neue Ziel heißt Mount Gambier. Wie der Name erwarten läßt, erwarte ich einen Berg. Gibts aber nicht, alles flach. Dafür gibts Höhlen, und zwar sogar mitten im Ortskern. Auch Mt Gambier ist eher ein größeres Dorf als eine Stadt. Nachdem wir den angekündigten Cave Garden, in dem sich die Höhle befinden soll erstmal 3x umkreisen bis uns aufgeht, dass wohl der kleine Park gemeint ist, sind wir jetzt definitiv in den Größenordnungen hier angekommen. Glauben wir, einmal soll es uns tortzdem noch überraschen, dazu später mehr. Nach den Höhlen schauen wir noch zum Blue Lake. Dieser See wechselt 2x im Jahr komplett die Farbe, im Sommer (also jetzt) wird er von einem Tag zum nächsten knallblau, um das gleiche Schauspiel im Herbst in Richtung normal-grau zu wiederholen. Nach jahrzehntelanger Untersuchung weiß man heute: Grund sind bestimmte Algen. Die Farbe ist wirklich abgefahren, schaut aus wie angemalt! Nachdem der Tag noch einigermaßen jung ist (es ist noch nicht mal 16:00) fahren wir noch ein paar Kilometer weiter in das hier ansäßige Weingebiet Coonawarra. Wieder erwarte ich (Wein)berge, wieder werde ich überrascht - Wein baut man hier auf Feldern an, also wieder alles flach. Dafür liegt ein Weingut am anderen, ca 20 Stück, teilweise kann man zwischen den einzelnen Weingütern hin- und herlaufen. Wir starten mit einer Verkostung bei DiGiorgio Family, weil die uns als einzige auf ihrem Parkplatz übernachten lassen. Und wer will nach einer Weinprobe noch fahren :-)? Wir probieren 3 Weißweine und 5 Rotweine, außerdem einen roten Sekt. Alles sehr fein, geschmacklich gar nicht mal unähnlich dem, was bei uns so in den Regalen steht. Vom leckersten Wein, einem 2013er Chardonnay und einem 2014er Montepulciano, nehmen wir ein Fläschchen mit, und dann gehts zurück ins Womo.

Am nächsten Morgen lassen wir es ruhig angehen, noch ruhiger als ohnehin normalerweise. Wir wollen nämlich noch weitere Weingüter ablaufen und ein bisschen probieren, und selbst wir starten unsere Gelage nicht vor 10 Uhr früh :-). Das Wetter reißt auf und die Sonne kommt heraus, und so schlagen wir mittags beim ältesten Weingut der Coonawarra-Region auf, Wynns. Hier verwöhnt man uns wieder mit Weiß- und Rotwein, Riesling und Chardonnay, die roten Hauptreben sind Cabernet Sauvignon und Shiraz. Als wir Fragen, ob hier eigenltlich auch Grappa gemacht wird (besteht ja aus Traubenresten) werden wir an ein benachbartes Weingut verwiesen, desseh Besitzer Italiener sind, Zema. Gut, wir kaufen den Chardonnay und den Cabernet Sauvignon und gehen dann eben auch nochmal beiden italienischen Nachbarn vorbei :-). Hier probieren wir nur noch 1 weißen und 2 Rotweine, die haben es allerdings in sich - wir müssen nochmal Shiraz kaufen... Jetzt sind wir aber wirklich bis zum Abflug mehr als versorgt!! Nach einer ausgiebigen Mittagspause machen wir uns auf, wieder an die Küste zu kommen. Wir entleeren noch das Womo und füllen neues Wasser ein, der Diesel sollte noch bis zu unserem nächsten Stop reichen. Dachten wir. Blöd, dass hier manchmal eine Tanke nach der anderen kommt (darauf hatten wir im Notfall gesetzt), manchmal aber auch 100km lang gar keine - das war leider die Realität. Und der Tank reichte natürlich nicht mehr bis zum nächsten Stop in Robe, Thema "alles etwas kleiner" - hier wieder nicht. Also, was tun? Wir halten beim nächsten Gebäude an, einer Schule wie sich herausstellt. Hier hält noch genau eine Lehrerin Unterricht (es ist mittlerweile wieder 16:00), und die Schule hat für ihren Schulbus genau eine Dieselzapfsäule. Wir bekommen also einen großen Schluck, der uns auch bis Robe bringt, danke Australien für dieses Abenteuer :-). Hier tanken wir dann voll und kehren in einem Camp Ground direkt an einem See ein. Abends gibts noch lecker Fisch und natürlich ein Fläschchen von unserem neu erstandenen Wein, und heute früh können wir dank dem guten Wetter sogar in der Sonne frühstücken. Den Vormittag verbringen wir jetzt wohl noch am Strand, und dann - mal sehen, wo es uns hinverschlägt.

 

seehundeWalk
Der 2,7km lange "Spaziergang" zurgrößten Seehunde-Kolnie (wenigstenswaren 8 überhapt da)

 

blowholes
Der Petrifiels Forrest - eine sehr windige Angelegenheit

 

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